10.Juli 19

Erwachsene können nicht zuhören...


Bei der Begleitung eines jungen Mädchens wird dieses Thema zentral..
Aus Beobachtungen in meinem Umfeld und auch in der Reflektion vergangener Erlebnisse ist klar geworden, in welcher Weise `wir Erwachsene´ nicht zuhören und warum wir es nicht können ...


Wenn Kinder erzählen, dann `erzählen´ sie `nur´, was sie erlebt haben, was sie sehen, fühlen oder `bemerken´... Sie `brauchen´ oder erwarten absolut keine Reaktion darauf...
Doch wir Erwachsene können nicht einfach nur zuhören ohne Reaktion. In uns springen sofort unsere Programme an. Ängste werden projeziert, Ratschläge gegeben, eigene Impulse gesetzt und oft wird auch Kritik `laut´, ..

All das ist für das Kind, das einfach nur seine Geschichte erzählen möchte, nicht wichtig und auch nicht essenziell. Das Kind möchte einfach nur mitteilen, wovon es begeistert ist...
Denn ein Kind teilt sich nur aus seiner Begeisterung für etwas mit...
Das kannst Du sehr schön beobachten :-)


Wir Erwachsene haben verlernt, einfach nur `der Raum´ zu sein, in den diese Begeisterung einfließen kann. Wir haben verlernt, einfach nur DA zu sein und diesen Raum zu geben.
Wir glauben (weil wir es so gelernt haben), dass wir auf die Mitteilung unseres Kindes/unserer Mitmenschen reagieren MÜSSEN. Weil es auch von uns erwartet wurde.
Weil auch uns als Kind die Reaktion der Erwachsenen übergestülpt wurde...


Wie viele Erwachsene können nicht damit umgehen, wenn das Gegenüber NICHT reagiert auf die eigenen Erzählungen? Wie empfindest DU es, wenn dein Kind oder wer auch immer, nicht auf das reagiert, was Du erzählst???
Wir erzählen, um Aufmerksamkeit zu bekommen (weil wir sie als Kind nie oder selten bekommen haben) – Wenn wir erzählen, wollen wir meist Meinungen hören, am besten Bestätigungen und Zuspruch, Lob...
Weil wir als Kind nie oder selten Zuspruch und Lob erhalten haben.
Nun `verfahren´ wir (besonders mit (unseren) Kindern) genau so. Nur, dass wir viel zu oft den Zuspruch, den wir uns gewöhnlich wünschen, nicht geben, sondern dem Kind unseren eigenen Sicherheitsanspruch, unsere Ratschläge, unsere eigenen Impulse implizieren wollen...


Warum geben wir so selten Lob? Und bemerken es überhaupt nicht, dass wir es nicht tun und was wir statt dessen tun?
Weil wir selbst kaum Lob erfahren haben und immer genau das weitergeben - in der selben Weise reagieren - wie wir es als Kind erfahren haben...


Kannst DU deinem Kind einfach nur zuhören?
Kannst Du deinem Gegenüber einfach nur den Raum geben, in den seine `Geschichte´ einfließen kann - ohne deine Reaktion darauf darüber zu geben
Kannst Du deine Reaktion - das Programm dahinter - erkennen und damit bei dir bleiben?


Jede `Erzählung´ eines Gegenübers dient uns unsere Programme zu entdecken und zu lösen.
Jede Reaktion, die in mir hoch kommt, wenn ich einem Anderen zuhöre ist ein Schleier meiner Programmierung, der sich aus der Tiefe emporgehoben hat, um von mir bemerkt zu werden...
Wenn ich das nicht wahrnehme und unbewusst nach draußen reagiere - diesen Schleier dem Anderen `überwerfe´, indem ich den Inhalt verbal an mein Gegenüber weitergebe - dann löse ich dieses `Muster´, das Programm in mir nicht auf - ich verdopple es, weil ich es meinem Gegenüber injiziert habe...


Hören wir auf damit, unsere Ängste, Unsicherheiten, Sicht- und Verhaltensweisen an unsere Mitmenschen, ganz besonder nicht an unsere Kinder weiterzugeben.
Hören wir auf, sie ihnen unbewusst und ungefragt überzustülpen...


Beginnen wir statt dessen wahrhaft zuzuhören.
Und das bedeutet, in den gemeinsamen Raum der sich öffnet, eintreten und mich selbst erfahren und heilen...
Wenn ich wahrhaft zuhöre, dann lausche ich nicht nur der Geschichte meines Gegenübers - dann lausche ich auch auf alles, was aus mir empor kommt und sich offenbart.
DAS ist wahrhaftes zuhören... Ich gebe mir selbst den Raum zu `heilen´ ...


Mein Gegenüber bietet mir mit seiner Geschichte HEILUNG an.
Wenn ich den Raum, den ES mir damit öffnet annehme (zuhöre), dann öffnet sich in dieser Stille des `einfach nur Da-seins´ mein Innerstes Stück für Stück.
Ich lausche STILL den Gedanken, die da emporkommen, nehme STILL die Emotionen wahr, die ich dabei fühle und sie können sich im (an)erkennen auflösen...

Ich höre nicht nur, was mein Gegenüber spricht, sondern HÖRE auch bewusst das was aus meinem Inneren daZU kommt... ich HÖRE wahrhaft ZU <3


Aus meinen `Zu-hören´ für Dich
deine Monika Anasha

10.Juli 19

 


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