Bist du dir sicher?

Ich höre, wie ein Kind seinem Vater (?) etwas erzählt: „ Schau mal, … „
Ich habe nicht alles verstanden, doch die `Antwort´ des Vaters war deutlich zu verstehen:
„Bist du dir sicher?“
Stille – ich höre nichts mehr...
Ein unangenehmes Gefühl macht sich in mir breit...

Er hat das Kind in Frage gestellt.
Er hat das, was Es erzählt hat, in Frage gestellt.

 

Er hat das, was das Kind beobachtet hat, bzw. seinen Schluss daraus in Frage gestellt...
Er hat damit dem Kind unbewusst zu verstehen gegeben, dass das, was es beobachtet hat, bzw. welche Schlüsse es daraus gezogen hat, (vielleicht) nicht stimmt...

Wie mag diese Frage beim Kind angekommen sein?
Welches Gefühl hat es im Kind ausgelöst?
Es war still danach...

Bei mir löste es ein unangenehmes Gefühl aus.
Ich erkannte die `in Frage Stellung´ des Kindes in mir.
Die `in Fragestellung´ meiner Selbst als Kind. Dieses Gefühl zog sich durch mein ganzes Leben.
Ständig erfuhr und fühlte ich mich in Frage gestellt – wenn ich denn einmal wieder etwas mitteilte, was ich durch diese Prägung ohnehin sehr selten tat...
Durch diese Prägung zog ich natürlich die Reaktion in meinem Umfeld auf mich -
„In Frage gestellt zu werden“.

Wenn ein Kind das häufiger hört, dann stellt es sich irgendwann selbst in Frage und traut sich nicht mehr, seiner Wahrnehmung zu vertrauen, geschweige denn sie mitzuteilen...
Es fühlt sich falsch. Unwissend. Unzureichend.
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Un – zu – reichend - - Es hat das Gefühl, zum leben nichts beitragen zu können. Niemandem etwas (nützliches) `reichen´ zu können...
Das Kind verliert die Lust, zu beobachten, zu entdecken, sich mitzuteilen, sich selbst zu vertrauen, sich (irgendetwas) zu trauen.
Es verliert das `Zutrauen´ - es traut sich (selbst) nichts mehr zu.
Es verliert das Vertrauen `an sich´ – in sich, in die Menschen um sich, letztlich ins Leben und in die Welt...
Es resigniert im schlimmsten Fall.
Wenn ich mich in Frage stellen muss – wie es durch diese Frage impliziert wird – stellt sich irgendwann die Frage, was ich denn hier tue, zu tun habe? Wozu ich denn `diene´?

Zum richtigen Zeitpunkt gestellt, kann diese Frage mich jedoch auf den Weg führen, mich selbst zu finden und zu erkennen... Mir selbst wieder zu vertrauen... Mich wieder zu trauen...
Doch dieser Weg ist meist lange – wie wir sicher alle wissen. Manche hadern noch mit ihrem Vertrauen – trauen sich heute noch nicht...
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Wie oft am Tag stellst DU dein Kind in Frage?
Und wie oft am Tag stellst Du dich SELBST in Frage???
Beobachte dich einmal ...

Beobachten wir uns einfach einmal, wenn uns unser Kind – oder ein anderer Mensch – etwas erzählt.
Gehen wir in die Beobachtung unseres Selbst.

Welche Gedanken kommen dir in den Sinn bei der Erzählung deines Gegenübers – die Du gewöhnlich aussprechen würdest !
Welche Gefühle löst das gehörte in dir aus, die Du gewöhnlich nicht wahrnimmst !
Wie reagierst du innerlich ?
Wenn dir dein Kind etwas erzählt, lausche dabei einfach NUR AUF DICH.
Nur auf dein Inneres !
Höre nur einfach DIR zu. Was es IN dir erzählt – bei dem was du in Außen hörst...

Ja, unser Verstand kann dabei widersprechen, dass wir ja dann dem anderen nicht zuhören...
Doch betrachte es einmal anders...
Du erweist deinem Gegenüber – deinem Kind – einen wundervollen `zuhörer´-Dienst, wenn du BEI DIR SELBST bleibst, und ihm lauschst, in dem du dir selbst lauschst...

Denn wenn du dir selbst lauschst dabei, dann unterbrichst du dein Kind nicht und stellst es auch nicht in Frage...
Dein Kind fühlt sich mehr gesehen und gehört, als wenn du deine Reaktionen beständig `einwirfst´...
Mein Kind braucht meine Reaktionen und Einwände nicht – vor allem nicht, wenn sie aus unreflektierten Programmen stammen. Damit diene ich weder mir selbst noch dem Kind.
Und bei unseren Kindern richten wir mehr Schaden an, als dass wie ihm helfen...

Ja, die Frage: `Bist du dir sicher´ ist oft gut gemeint, im Sinne von: überprüfe deine Rückschlüsse nochmals. Im Sinne von `entspricht es tatsächlich meinem Empfinden, meinem Gefühl´. Jedoch kann ein Kind mit dieser Frage in dieser Weise nichts anfangen.
Es versteht die Frage nicht als eine Aufforderung zur Überprüfung, weil ein Kind noch gar nicht weiß, was das bedeutet – etwas überprüfen...
Das Kind fühlt nur die Schwingung der Frage – den Zweifel an seiner Aussage, den Zweifel an der Richtigkeit...

Wir haben verlernt, richtig zuzuhören, vielleicht gerade deshalb, weil wir immer in Frage gestellt wurden und verlernt haben, UNS SELBST zuzuhören...

Dadurch haben wir gelernt gerade Kinder – und das Kind in uns – in Frage zu stellen, ohne auf unsere Gefühle und Gedanken zu lauschen...

Das ist eine tiefe Prägung – die sich jedoch wunderbar verändern und lösen lässt, wenn wir wieder in die Beobachtung – in die Wahrnehmung gehen.
Die Wahrnehmung unserer Gefühle und Gedanken – unserer inneren Reaktionen in Bezug auf die Ereignisse und Erzählungen in unserem Umfeld...
Gehen wir auf Entdeckungsreise – in uns selbst.
Es gibt sooo vieles – wundervolles – in uns zu entdecken. Wenn wir erst einmal die Programmierungen und Prägungen erkundet und erlöst haben. 

Diese Entdeckungsreise ist mehr als Gold wert.
Sie führt mich zu meinem inneren Licht, meinem Leuchten und lässt mich das Strahlen meiner Mitmenschen erkennen und lieben.

Hören wir unseren Mitmenschen zu indem wir uns selbst `belauschen´...
Es ist der wundervollste Dienst, den wir uns selbst und unseren Kindern und Mitmenschen schenken können - angedeihen lassen können.

An – gedeihen → Wir geben (AN unser Gegenüber) etwas, damit etwas in ihm gedeihen – wachsen kann.

Das gefällt mir...

In diesem Sinne
lausche und beobachte (ich)
`höre´ über deine/meine Gefüle ;-)
und entdecke Wunder-voll-es → allES steckt voller Wunder → das Leben → Du und die Menschen und ich

© Monika Anasha
27. April 18